Wann ist Ihr Kind bereit für die Einschulung?

In Deutschland ist jedes Kind ab einem gewissen Alter schulpflichtig. In jedem Bundesland gibt es andere Stichtage, die entscheiden, ab welchem Geburtstag die Kinder im neuen Schuljahr eingeschult werden. In Berlin ist dies zum Beispiel der 31.12., in Hessen dagegen der 30.06. Dabei ist nicht nur die richtige Schule sondern auch der Termin wichtig. In den letzten Jahren gehen die Ansichten über den idealen Zeitpunkt für die Einschulung bei Eltern und Gesetzgeber immer weiter auseinander. Während Politiker die Kinder gerne immer früher einschulen möchten, wollen Eltern ihre Kinder lieber später zur Schule schicken. Studien geben ihnen Recht. Mehrere Statistiken zeigen, dass sehr früh eingeschulte Kinder öfter Konzentrationsprobleme haben, häufiger eine Klasse in der Grundschule wiederholen müssen und weniger oft das Gymnasium besuchen.

Anzeichen für die Schulreife

Es gibt einige Fähigkeiten, die ein Kind haben sollte, wenn es in die Grundschule kommt. Zum Beispiel sollte sich Euer Kind ungefähr 20 Minuten auf eine Tätigkeit konzentrieren können, um gut zu lernen. Es sollte eine vorgelesene Geschichte nacherzählen und eine Stunde lang stillsitzen können. Der Zahlenraum bis fünf sollte beherrscht werden und Zahlen, Buchstaben und Formen nachgemalt werden können. Wenn Euer Kind etwas malt, solltet Ihr erkennen können, was es ist. Der Umgang mit Schere, Kleber und weiterem Schulzubehör sollte kein großes Problem darstellen. Arbeiten, die begonnen werden, sollten auch vollendet werden. Euer Kind sollte alleine zur Toilette gehen und sich selbstständig aus- und anziehen können. Es sollte sich in die Klassengemeinschaft einfügen und mit kleineren Frustrationen umgehen können. Eure Tochter oder Euer Sohn sollte kräftig genug sein, den Schulrucksack selbst zu tragen. Auch wäre es gut, wenn das Kind fähig wäre, den Rucksack einigermaßen ordentlich zu halten. Wenn Ihr bei der Entscheidung unsicher seid, ob Euer Kind schon reif für die Schule ist, solltet Ihr Euch die Meinung des Kindergartens, insbesondere der Vorschul-Erzieherin anhören. Auch der Kinderarzt kann Hilfreiches beitragen. Laut Schulgesetz wird außerdem jedes Kind circa 6 bis 9 Monate vor dem Einschulungstermin einer Schuleingangsuntersuchung durch einen Amtsarzt unterzogen. Geprüft werden hier, neben einigen der oben genannten Merkmale, auch die Körpergröße, Gewicht und das Hör- und Sehvermögen. Auch bei der Schuleinschreibung macht das Kind noch einen kurzen Test in Anwesenheit einer Lehrerin. Gibt es dann auch von Seiten der Schule Zweifel, absolviert das Kind einen sogenannten „Probeunterricht“, der ungefähr zwei Stunden dauert. Hier wird der normale Schulalltag simuliert. Dann kommt es auf die Meinung der anwesenden Lehrer an.

Vorzeitige Einschulung

Einige Kinder sind in ihrer Entwicklung ihren Freunden etwas voraus, erlernen beispielsweise schon mit fünf Jahren Lesen und Schreiben. Wenn Ihr sicher seid, dass Euer Kind auch die sozialen und psychischen Voraussetzungen mitbringt, könnt Ihr einen Antrag auf vorzeitige Einschulung stellen. Hört Euch in diesem Fall jedoch auch die Meinung des Kindergartens an. Die Erzieherinnen erleben Euer Kind täglich in der Gruppe und können die Reife des Kindes gut beurteilen.

Rückstellung von der Schule

Viele Familien tendieren dazu, ihr Kind lieber mit einem höheren Einschulungsalter einschulen zu lassen. Die Kinder sollen noch etwas länger ohne den Leistungsdruck der Schule ihre Kindheit genießen dürfen. Manchmal gibt es auch Zweifel an der sozialen Kompetenz oder an der Frustrationsschwelle. Besprecht Eure Sorgen am Besten auch mit dem Kindergarten und dem Kinderarzt. Steht Eure Meinung fest, könnt Ihr versuchen, das Kind zurückstellen, die Schulpflicht also um ein Jahr nach hinten verschieben zu lassen. Leider liegt die endgültige Entscheidung nicht bei Mutter oder Vater, sondern bei der Schule. Ob einer Rückstellung stattgegeben wird, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. In einigen Bundesländern wie zum Beispiel Berlin wird nur wenigen Anträgen stattgegeben. Familien, deren Kind in Bayern eingeschult werden soll, haben höhere Erfolgsaussichten.